Symptom-Symbol-Transformation

Wir sind uns gewohnt, Symptome im Sinne der Naturwissenschaft zu sehen. Dies heisst, dass wir diese so wahrnehmen, wie es diesem völlig nach aussen orientierten, materialistischen Weltbild entspricht.

Ein Klient stellte eines Tages erschrocken fest, dass sein Herz unregelmässig schlug. Die Angst trieb ihn zum Doktor. Dieser diagnostizierte eine Herzrhythmusstörung (Tachykardie) und erklärte, er habe eine Herzneurose. Erklärt war mit dieser „Wortmagie“ (C.G. Jung) allerdings nichts, doch mein Klient begnügte sich mit dieser Diagnose und schluckte jahrelang die verordneten Tranquillizers („Beruhiger“…!).

Oder ein anderes Beispiel: Vor mehr als dreissig Jahren erklärte mir mein Hausarzt, ich leide an einer vegetativen Dystonie. Da ich ein Vertrauensverhältnis zu ihm hatte, antwortete er mir auf meine Frage hin, was dies denn sei, ganz ehrlich: „Herr Roth, diese Diagnose heisst, dass ich als Arzt aus der Sicht der Naturwissenschaft nicht weiss, was ihnen fehlt.“

Wir sehen also, dass diese naturwissenschaftliche „Wortmagie“ (C.G. Jung) nichts erklärt. Dennoch benügen wir uns meist mit einer solchen Diagnose und „kurieren“ solche psychosomatische Symptome mit Tranquillizers oder neuerdings sogar mit Neuroleptika (Mittel gegen Schizophrenie!).

Was ist hier passiert? Dank unserer einseitig nach aussen gerichteten Sicht der Dinge, welche wir unbewusst von der Naturwissenschaft übernommen haben, nehmen wir mit unserem Gehirn Symptome wahr. Bis vor wenigen Jahrzehnten haben wir diese Symptome noch bildhaft umschrieben, was dem Arzt bei der Diagnose eine grosse Hilfe war. Heute jedoch benützen auch wir für diese Beschreibung die abstrakte Sprache der medizinischen Diagnostik.

Wir haben verlernt, dass unser Körper eine Seele besitzt, und diese Seele ihrerseits ein Wahrnehmungsorgan. Da dieses im Bauch sitzt, nenne ich dieses Wahrnehmungsorgan der Körperseele das Bauchhirn.

Statt nun einfach Symptome zu beschreiben, können wir dieses Symptom in ein Symbol umwandeln. Eben dies geschieht mit der Hilfe der Imagination über körperliche Krankheitssymptome. Bei der Anwendung dieser imaginativen Methode wechseln wir von der „Aussenansicht“ zur „Innenansicht des Körpers„. Taoistisch gesprochen, wandeln wir derart den Yang-Aspekt der Krankheit oder der Beschwerden in deren Yin-Aspekt um. In der Terminologie des Tantrismus wechseln wir von sthula zu suksma, vom grobstofflichen in den feinstofflichen Körper.

Es zeigt sich zudem, dass des öfteren auch bei Massagen, Physiotherapien, Rei Ki, Akupunkturbehandlungen, usw. spontan solche Bilder erzeugt werden. Bis jetzt wurden diese als sinnlos beiseitegeschoben. Mit Hilfe der Symptom-Symbol-Transformation (SST) können solche als Nebenprodukt der körperzentrierten Therapien erzeugte inneren Bilder oder der „innere Film“ in den Behandlungsprozess einbezogen werden. Die von mir entwickelte Imaginationsstechnik der SST kann daher mit vielen therapeutischen Prozessen kombiniert und derart ihr heilendes Potential genutzt werden.

Obwohl dies von der Naturwissenschaft bestritten wird, können wir unsere Symptome sehr wohl von innen her betrachten. Wir müssen dazu durch einfache imaginative Übungen in unseren Bauch hinunterkommen, um mit dem Bauchhirn der Körperseele Kontakt aufzunehmen. In der Regel entwickelt sich derart ein „innerer Film“, in welchem wir ein ganzes Geschehen ablaufen sehen.

Die meisten Menschen, welche nur einmal den autonomen Ablauf dieses inneren Films erlebt haben, sind von der Echtheit und dem überraschenden Geschehen, welches da in ihrem Bauch abläuft, tief berührt. Sie haben sich vielleicht zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder seelisch bewegen lassen. Schon dieses Erlebnis kann einen positiven Einfluss auf den Heilungsprozess haben.

Eine Beschleunigung dieses Heilungsprozesses kann erfolgen, wenn dieser „innere Film“ durch einen entsprechend geschulten Therapeuten – er muss über sehr viel Wissen über die Bedeutung von Symbolen verfügen – gedeutet wird. Die Deutung überträgt diese symbolische Sprache in eine Aussage, welche der Klient in seinem Leben im Hier und Jetzt direkt umsetzen kann (vgl. dazu das Beispiel des Thomas Buddenbrook in „Bauchhirn“).

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